Das Wort „Mikroskop“ ist ein offensichtlich dehnbarer Begriff, zumal bei den Geräten aus Chinesien, und daß die angegebenen vierstelligen Vergrößerungen völliger Humbug sind, damit rechnet man ganz selbstverständlich.
Es ist aber durchaus spannend, daß das mittlerweile doch nicht mehr taufrische Andonstar AD407 offenbar immer noch zu den besten seiner Art gehört – das Ding ist von 2019, und man denkt sich so in seinem Wahn „hey, da könnte doch einer mal…“
Aber offenbar: nein, da hat keiner.
Auf der Suche nach einem Gerät, das die Schwachpunkte des AD407
- arg trödelige, zeilenweise Aktualisierungsrate (schön erkennbar, wenn man z.B. ein Blatt Karopapier unter der Linse verschiebt – man erhält sehr prächtige Parallelogramme statt Rechtecken)
- beschränkte Größe der SD-Karte
- und mäßiges Einstellungsmenü
besser macht, dabei aber die Stärken
- rauschfreies und scharfes Bild
- tatsächlich eine nutzbare optische Vergrößerung von (selbst gemessen) 36fach auf dem 7″-Bildschirm
- und eine praxistaugliche Arbeitsdistanz (>5cm bei maximaler Vergrößerung)
beibehält oder besser hinkriegt.
dachte sich der Meister: Hey, das sind ja echt viele begeistert von diesem „4K“-Mikroskop, das als „TOMLOV TM4K“ oder „Elikliv EM4K“ verkauft wird.“ Da es das Ding gerade recht günstig gab und es als „mit dleizehn-Megapixel-oliginal-Sony-Sensol“ angepriesen wurde, griff ich also zu. Die gedankliche Rechnung war: „13MP-Sensor statt des 4MP-Sensors auf einen 2MP-Full-HD-Bildschirm – da kann man bestimmt auch den Digitalzoom nutzen – und soo viel schlechter werden sie die Optik ja nicht hingekriegt haben….“
Irrtum.
Hier mal zum Vergleich ein paar Bilder bei 36facher Vergrößerung. Ich habe mir viel Mühe gegeben, den Fokus möglichst optimal einzustellen – und bevor einer motzt: ja, ein kleiner Teil der unterschiedlichen Optik kommt von der Beleuchtung (Ringlicht vs. LED-Strahler), und auf dem Elikliv ist die Schutzfolie noch drauf. Die verschlechtert das Bild aber nicht wesentlich.
Ein auf einer Pinzette aufgelasertes CE-Logo:


Ein Lötpunkt auf einer alten Billigkopfhörerquäke:


… und die Distanz zwischen Objektiv und Tisch bei der Aufnahme der obigen Bilder:


Bei geringerer Vergrößerung erhöht sich der Arbeitsabstand natürlich, wie bei allen mir bekannten entsprechenden China-Mikroskopen.
Was man auf den Bildern nicht sieht: auf dem Bildschirm des Elikliv findet dabei an Hell-/Dunkelübergängen bereits ein deutliches Ameisenrennen statt, der Sensor rauscht also trotz des extremen Weichzeichnens immer noch wie die Sau.
Auf Bilder mit dem Digitalzoom habe ich daher direkt verzichtet, die sind völlig vermatscht. Schade eigentlich, denn das Elikliv hat in der Tat einen sehr schönen Arm zur Befestigung am Tisch, ein besseres Einstellmenü und einen deutlich flotteren Bildaufbau. Aber was bringts, wenn das Ding nur als bessere Lupe mit vielleicht fünffacher Vergrößerung zu gebrauchen ist?
Tja, so war der Stand vor einigen Tagen. Interessanterweise wollte der Verkäufer das Gerät dann ums Verrecken nicht zurück haben und bot mir nach Sichtung der Bilder und Videos sowie etwas Hin und Her einen derartig hohen Rabatt an, daß ich nun quasi den Tischbefestigungsarm zum Preis eines üblichen etwas besseren Monitorarms gekauft habe und Mikroskop sowie Ringlicht dazu geschenkt kriege. Das schrie dann geradezu nach einer ausführlicheren Untersuchung.
Hier daher ein paar weitere gefundene Tücken des Elkiliv/Tomlov:
- Erstmal wollte ich wissen, warum zur Hölle ein Akku in dieses Ding eingebaut ist., ein chinesischer 18650-Akku. Ich wollte es wissen und habe den mal abgelötet – das Mikroskop steht hier gern mal eine Weile und dann entlädt sich der Akku. Und ich habe nicht vor, das Gerät beim Wandern mitzunehmen und die ohnehin sehr kurze Akkulaufzeit zu nutzen… und plötzlich erklärte sich der Grund für dieses seltsame Feature und warum das Batteriefach auf der Rückseite mit einem (leicht ablösbaren) Aufkleber abgedeckt ist: ohne die zusätzliche Stromversorgung stürzt das Mikroskop ab, sobald es ein helleres Bild darstellen muß – der USB-Port kriegt nicht genug Strom für den Betrieb bereitgestellt…
- Apropos USB-Port: da schon so einige rausgefunden haben, daß das Gerät sonderbarerweise nur mit dem mitgelieferten USB-A-auf-USB-C-Kabel funktioniert, scheint der USB-C-Port einfach nur ein USB-A-Port mit einer für die EU reingebastelten USB-C-Buchse zu sein.
- Und das ganz bestimmt nicht im mindesten VDE-konforme Ringlicht, und hier wirds wirklich kriminell. Der Link führt zu einem Youtube-Video – und der Engländer hat vollkommen recht mit der mangelnden Trennung zwischen Netz- und Niederspannung und nicht vorhandener Sicherung.
Aber er hat einen wichtigen Punkt übersehen: auf dem Anschlußkabel (hierzulande mit Eurostecker) ist ein VDE-Symbol eingeprägt und eine Kabelquerschnittsangabe von 2×0,5mm² – der Mindestquerschnitt für ein Netzkabel mit Eurostecker bis höchstens 2m Länge.
Wenn aber das lächerliche Drähtchen, das da aus dem rosa Kabel rauskommt (grüner Kreis im Bild – mein Exemplar sieht genauso aus), auch nur die Hälfte davon hat, fresse ich einen Besen. Das sind vielleicht 0,1 oder bestenfalls 0,2mm²!

Wenn da drin also ein Kurzschluß auftreten sollte, dann löst nicht mal die Haussicherung aus, weil das Kabel die 16A dafür nicht mal ansatzweise durchläßt! Stattdessen kriegt man einen Glühdraht, der erst die Isolation des Kabels und als nächstes die Bude abfackeln kann.
Was aber ein Ansatzpunkt ist: die Linse im Mikroskop ist eine Standard-S-Mount-Linse mit M12x0,5-Gewinde. Und sie scheint eine Brennweite von nur 15mm zu haben und nutzt die mechanische Verstellmöglichkeit des Sensor im Tubus nicht im geringsten aus. Mit etwas Glück könnte man das Ding also mit einer Linse mit etwas mehr Brennweite und einem passenden Blendenwert versehen und so erheblich verbessern…
























